Heyyyy und willkommen zurück zu GLOW DOWN^^
The great wait is over. Wir melden uns diese Woche starstruck und hitzesediert vom roten Teppich des Münchner Filmfest. Dort haben wir einen alten Bekannter mit Sonnenhut getroffen: Helge Schneider.
Wir glauben: Das Sommerloch ist die Zeit für Fans und ihre Issues. Und: Fandom hat nicht nur Identifikations-, sondern auch Newspotential. Pop-Star Lorde hat diese Woche Fans zu einer (Playback)-Show auf einem Dampfer in der Spree eingeladen und damit offiziell die Fernbeziehung zu ihren Anhänger:innen beendet. Und in der walisischen Stadt Cardiff haben die beiden Streitbrüder von Oasis ihre mehr als 70.000 Fans nach 16 langen Jahren mit dem Song „Hello“ begrüßt.
🌪️ Fans auf Reisen: Das Heididorf in Maienfeld
„Heidi's House - The Original" liegt oberhalb von Maienfeld im Kanton Graubünden, im Disneyland der Schweiz. Jährlich pilgern Fans aus der ganzen Welt ins Heididorf, um dem literarischen Identifikationsobjekt der Schweiz aus Johannas Spyri’s Roman, ein klein bisschen näher zu kommen. Die Tourismusbranche hat früh erkannt, dass sich Heidi zur Vermarktung von bodenständiger „Swissness“ hervorragend eignet. Swissair warb 1968 mit dem Slogan „Heidi wouldn’t lie“. Die Supermarktkette Migros, vertreibt seit den 2000ern Bündnerfleisch und Käse als Produktlinie “Heidi”.
Jetzt machen sich Schweizer Tourismusunternehmer bereit für diverse Jubiläen (2027 jährt sich Johanna Spyris Geburtstag zum 200. Mal, drei Jahre später wird auch Heidi 150 Jahre alt). Es steht die ganz große Sause an: Eine Million Tourist:innen werden in der Region Heidiland erwartet, ein Treffen von Heidis internationalen Namensschwestern soll stattfinden. Und für eine Rückkehr in die aktuelle Popkultur ist sogar eine Coming-of-Age-Version im SRF geplant. Vom Wellness-Vorstand in St. Moritz bis zum Leiter des Heidiseums in Maienfeld, sind sich alle einig: Nach Sisi kommt Heidi! Heidi is the moment! Eine Geschichte voller Zuversicht, eine Anleitung zum Slow-Living, eine romantische Gegenkultur in einer übertechnologisierten Welt.
Den internationalen Heidi-Fan-Effekt hat die Schweiz übrigens zwei Japanern zu verdanken: Isao Takahata und Hayao Miyazaki, die später das berühmte Studio Ghibli gründeten. Anfang der 70er wollten die beiden eigentlich eine Anime-Adaption von Pippi Langstrumpf umsetzen. Nachdem sich Astrid Lindgren bei einem Treffen weigerte, ihre Geschichte freizugeben, brachen die beiden zur Recherchereise in die Schweizer Berge auf. “Arupusu no Shōjo Haiji” (“Alpenmädchen Heidi”) sorgte in den 70ern besonders auch in Japan für einen Heidi-Boom. Grund für den Erfolg ist wohl auch Heidis Cuteness: Die "Kawaii" genannte Charakterisierung mit Kulleraugen wurde zum Markenzeichen der Anime- und Mangakultur. Heute ist Heidi übrigens Maskottchen des Schweizer Pavillons bei der diesjährigen Expo in Osaka. Inklusive Schweizerisch-Japanischer Fusionküche im Heidi Cafe vor Ort.
🌪️ Labubu Fandom: Just another Sammel-Hype
Der Nachfolger des Stanley Cup, das virale Produkt der Saison 2025, wirft große Fragen auf (z.B. Ob China jetzt cool wird), flutet TikTok mit Milliarden Un-Boxing Videos und heißt: Labubu.
Vom Labubu, einem Spielzeug-Accessoire aus China, gibt es mehr als 50 Sorten. “Time to Chill” bis “Big into Energy”. Sie alle haben 9 Zähne, Kulleraugen, sind flauschig und das Paradebeispiel von ugly cute. Entworfen hat sie der Künstler Kasing Lung aus Hongkong schon 2015. Heute wollen sie alle. Wenn Labubus nicht gerade in Tiktok Unboxing-Videos ausgepackt werden, hängen sie an Taschen, oft an teuren. Rihanna trägt sie, David Beckham – zum internationalen Durchbruch kam es, als die K-Pop Star Lisa (“Blackpink”) sich als Fan der Tierchen outete. Ende Juli soll in der Berliner Mall Alexa der erste Pop-Mart Shop Deutschlands aufmachen. Solange besteht Fake-Gefahr: Gerade erst ruft Rewe in Düsseldorf Labubus zurück1 – waren leider doch nur billige Lafufus.
Zwischen Infantilismus und Distinktion werden sich weltweit eifrig Takes zum Fandom um die Tierchen überlegt. Wir möchten an dieser Stelle nur einen Fun-Fact teilen: Diddl, die deutsche Labubu war ein Känguru (keine Maus!), bevor sie viral ging.
🌪️ Fanfiction mit Joy: Tokio Hotel
Ziemlich genau 20 Jahre ist es her, da haben Tokio Hotel mit ihrem Hit “Durch den Monsun” die Charts überschwemmt. Heute steht die Band am Peak ihres Comebacks – mit allem, außer ihrer Musik. Kaulitz & Kaulitz trendet auf Netflix auf Platz 1, auch der Podcast der Zwillinge ist mega erfolgreich. Bill posiert als erstes queeres Model auf dem Cover der deutschen Vogue – und Tom teilt sich ein Ehebett mit Heidi Klum. Fans gefällt, was sie sehen – auch Vizekanzler Lars Klingbeil, der postet ein süßes Fan-Selfie auf Instagram.
Angefangen hat das damals alles mit einer kreischenden Masse Teenies in Nietengürteln. Aus den Fans von Tokio Hotel wurde schon bald eine globale Internetbewegung. Fanschaft als gemeinsame Bewältigungsstrategie, internationaler Austausch, digitale Innovation. Internet-Foren schossen aus dem Boden, man verabredete sich weltweit Online, erfand Fanfictions über das pikante Privatleben der Bandmitglieder (besonders beliebt: Schwanger von Bill und #twincest-Fantasies). Die erste Online-Fangemeinde mit dem Namen “Aliens” war geboren – Vorläufer von Beliebers, Swifties und Co.
Glow Down Fan Joy war eine von ihnen. In Freundschaftsbüchern oder auf dem Arbeitslaptop ihres Vaters schrieb sie ihr Alter Ego “Marina” in seitenlange Fanfictions, veröffentlichte sie auf der Fan-Plattform Bill-Kaulitz.de, und flüchtete sich damit in eine Welt, in der alles möglich war: z.B. adopiert werden von Familie Kaulitz. Mit 14 dachte sie, dass sie für immer Emo bleiben würde. Heute kommt sie an Kaulitz & Kaulitz auch nicht vorbei – und gibt uns einen exklusiven Einblick in die Zeit als Tokio Hotel auf Schreitour war, Bettwäsche mit den Zwillingen verkauft wurde und der Vorhang-Pony noch ein Statement war.
Comeback der Woche
Als generationsübergreifender Lieblings-Geschmacksträger und Protagonist in Sauce Hollandaise hatte Butter in Deutschland ja schon immer eine große Fangemeinde. Blöd nur, dass man sie sich aktuell fast nicht mehr leisten kann. Ein Comeback dagegen erlebt sie zweckentfremdet in verschiedensten Anwendungsgebieten. Wir sehen Butter nicht mehr nur auf Clean Girl-Keramik, rosa eingefärbt und fluffig aufgeschlagen. Sondern plötzlich auch auf Körpern. Buttergelb ist die Farbe der Saison – gesehen u.a. an Kendall Jenner und Timothée Chalamet. Außerdem gelb: das Packaging von Dr. Emis frisch gelaunchter Sonnencreme und das neue Auto von Familie Lobo. Trad Wife Nara Smith, schwanger mit Kiddo #4, hat noch eine weitere Idee: In ihrem neuen Reel verrät sie einen ihrer Babynamen-Favoriten, der es diesmal leider (!) nicht geworden ist: Butter.
Tipp!
Während wir auf die angekündigte Verfilmung von Die Sims warten, hat Sims-Ultra Nora eine neue Sommer-Routine entwickelt (ChatGPT therapy advise: “Du musst nicht den Sommer der anderen leben, du kannst deinen eigenen finden”). Die Abende der letzten Woche verbrachte sie mit dem Aufbau einer Tierklinik bei Die Sims 4. Das geht mit dem Erweiterungspack “Cats & Dogs” (2017).
Statement Rewe Markus Brzezina: “Wir entschuldigen uns aufrichtig für die Umstände. Auch wenn wir über uns selbst schmunzeln müssen, denn man sollte doch am Ende vielleicht nicht jeden Trend mit machen, wenn man ihn nicht versteht”.